- PRESSEMITTEILUNG
Geldpolitische Beschlüsse
5. Juni 2025
Der EZB-Rat hat heute beschlossen, die drei Leitzinssätze der EZB um jeweils 25 Basispunkte zu senken. Der Beschluss zur Senkung des Zinssatzes für die Einlagefazilität – der Zinssatz, mit dem der EZB-Rat den geldpolitischen Kurs steuert – spiegelt die aktualisierte Beurteilung der Inflationsaussichten, der Dynamik der zugrunde liegenden Inflation und der Stärke der geldpolitischen Transmission durch den EZB-Rat wider.
Die Inflation liegt zurzeit in der Nähe des mittelfristigen Zielwerts des EZB-Rats von 2 %. Nach dem Basisszenario der neuen Eurosystem-Projektionen dürfte die durchschnittliche Gesamtinflation 2025 bei 2,0 %, 2026 bei 1,6 % und 2027 bei 2,0 % liegen. Die Abwärtsrevisionen gegenüber den Projektionen vom März um 0,3 Prozentpunkte sowohl für 2025 als auch für 2026 sind in erster Linie auf die Annahme niedrigerer Energiepreise und einen stärkeren Euro zurückzuführen. Unsere Fachleute gehen von einer durchschnittlichen Inflation ohne Energie und Nahrungsmittel von 2,4 % für 2025 und 1,9 % für 2026 sowie 2027 aus. Dies bleibt gegenüber März weitgehend unverändert.
Unsere Fachleute erwarten ein Wachstum des realen BIP von durchschnittlich 0,9 % für 2025, 1,1 % für 2026 und 1,3 % für 2027. Ursächlich für die unveränderte Wachstumsprojektion für 2025 ist ein unerwartet starkes erstes Quartal in Verbindung mit schlechteren Aussichten für den restlichen Jahresverlauf. Während die Unsicherheit im Zusammenhang mit der Handelspolitik die Unternehmensinvestitionen und die Exporte vor allem auf kurze Sicht belasten dürfte, werden steigende öffentliche Investitionen in Verteidigung und Infrastruktur das Wachstum auf mittlere Sicht zunehmend stützen. Durch höhere Realeinkommen und einen robusten Arbeitsmarkt werden private Haushalte mehr Geld ausgeben können. Zusammen mit günstigeren Finanzierungsbedingungen sollte dies die Widerstandsfähigkeit der Wirtschaft gegenüber globalen Schocks erhöhen.
Vor dem Hintergrund der hohen Unsicherheit beurteilten unsere Fachleute auch einige der Mechanismen, durch die sich unterschiedliche handelspolitische Maßnahmen in einigen alternativen illustrativen Szenarien auf das Wachstum und die Inflation auswirken könnten. Diese Szenarien werden zusammen mit den Projektionen unserer Fachleute auf der Website der EZB veröffentlicht. In dieser Szenarioanalyse würde eine weitere Verschärfung der Handelsspannungen in den kommenden Monaten dazu führen, dass das Wachstum und die Inflation unter den Basisprojektionen liegen. Sollten die Handelsspannungen hingegen gelöst und sollte dabei ein günstigeres Ergebnis erreicht werden, würde das Wachstum und – in geringerem Maße – die Inflation höher ausfallen als in den Basisprojektionen.
Die meisten Messgrößen der zugrunde liegenden Inflation deuten darauf hin, dass sich die Inflation nachhaltig im Bereich des mittelfristigen Zielwerts des EZB-Rats von 2 % einpendeln wird. Das Lohnwachstum ist immer noch erhöht, lässt aber weiterhin merklich nach, und die Gewinne federn dessen Auswirkungen auf die Inflation teilweise ab. Die Bedenken, dass sich die erhöhte Unsicherheit und eine volatile Marktreaktion auf die Handelsspannungen im April restriktiv auf die Finanzierungsbedingungen auswirken würden, haben nachgelassen.
Der EZB-Rat ist entschlossen, für eine nachhaltige Stabilisierung der Inflation beim mittelfristigen Zielwert von 2 % zu sorgen. Insbesondere in der gegenwärtigen Situation, die von außergewöhnlich hoher Unsicherheit geprägt ist, wird die Festlegung des angemessenen geldpolitischen Kurses von der Datenlage abhängen und von Sitzung zu Sitzung erfolgen. Die Zinsbeschlüsse des EZB-Rats werden auf seiner Beurteilung der Inflationsaussichten vor dem Hintergrund aktueller Wirtschafts- und Finanzdaten, der Dynamik der zugrunde liegenden Inflation sowie der Stärke der geldpolitischen Transmission basieren. Der EZB-Rat legt sich nicht im Voraus auf einen bestimmten Zinspfad fest.
EZB-Leitzinsen
Der EZB-Rat hat heute beschlossen, die drei Leitzinssätze der EZB um jeweils 25 Basispunkte zu senken. Dementsprechend werden sich der Zinssatz für die Einlagefazilität sowie die Zinssätze für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte und für die Spitzenrefinanzierungsfazilität mit Wirkung vom 11. Juni 2025 auf 2,00 %, 2,15 % bzw. 2,40 % belaufen.
Programm zum Ankauf von Vermögenswerten (APP) und Pandemie-Notfallankaufprogramm (PEPP)
Die APP- und die PEPP-Bestände verringern sich in einem maßvollen und vorhersehbaren Tempo, da das Eurosystem die Tilgungsbeträge von Wertpapieren bei Fälligkeit nicht wieder anlegt.
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Der EZB-Rat ist bereit, alle seine Instrumente im Rahmen seines Mandats anzupassen, um für eine nachhaltige Stabilisierung der Inflation beim mittelfristigen Zielwert von 2 % zu sorgen und um die reibungslose Funktionsfähigkeit der geldpolitischen Transmission aufrechtzuerhalten. Darüber hinaus steht das Instrument zur Absicherung der Transmission (Transmission Protection Instrument) zur Verfügung, um ungerechtfertigten, ungeordneten Marktdynamiken entgegenzuwirken, die eine ernsthafte Bedrohung für die Transmission der Geldpolitik im Euroraum darstellen. Dies ermöglicht dem EZB-Rat eine effektivere Erfüllung seines Preisstabilitätsmandats.
Die Präsidentin der EZB wird die Überlegungen, die diesen Beschlüssen zugrunde liegen, heute um 14:45 Uhr MEZ auf einer Pressekonferenz erläutern.
Der Wortlaut, auf den sich der EZB-Rat verständigt hat, ist der englischen Originalfassung zu entnehmen.
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